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Archive for the ‘Uncategorized’ Category

An English version can be found here.

Der zweite Artikel, der es in die Topliste für Februar geschafft hat, ist eine Publikation über die Kolonisation von Polynesien. Vier hochkarätige Wissenschaftler kamen zusammen, um Radiocarbondaten für die Besiedelung Polynesiens erneut zu untersuchen und zu re-evaluieren. Dies sollte ein besseres Bild für die Besiedelungphasen ergeben. Janet Wilmshurst von Landcare Research, einer Umwelt- und Forschungsorganisation in Neuseeland ist wohl am besten bekannt für ihre Arbeit an pazifischen Ratten, die als Kulturfolger des Menschen sehr viel über die Kolonisierung aussagen können, Terry Hunt vom Institut für Anthropologie der Universität Hawaii, der sich besonders mit Rapa Nui beschäftigt, Carl Lipo vom Institut für Anthropologie in Long Beach ist auch der Mitbegründer des IIRMES Institus, dessen Interesse an der Entwicklung theoretischer Modelle zur Untersuchung von Entwicklungsmustern sich deutlich in diesem Artikel zeigt und schließlich Atholl Andersen vom ANU College Asien und Pazifik, der zur Zeit einem Projekt über die Erstbesiedelung des Indo-pazifischen Raumes vorsteht.

Die polynesische Kultur hat sich von Samoa und Tonga aus über ganz Ozeanien bis nach Rapa Nui im Osten, Hawaii im Norden und den Auckland Inseln im Süden ausgebreitet. Der zeitliche Rahmen und die Reihenfolge in der diese Besiedlung stattgefunden hat wird sehr kontrovers diskutiert. Die nachstehende Abbildung zeigt wie man sich dies bisher vorgestellt hat:

Wie man sehen kann, scheinen die verschiedenen Inseln zu unterschiedlichen Zeiten besiedelt worden zu sein. Einigkeit über den genauen Zeitpunkt und den Ablauf dieser Initialbesiedelung gab es jedoch nicht. Um sich des Problemes nachhaltig anzunehmen, benutzten Wilmshurst et al. eine ebenso einfache wie geniales Methode: eine einfache Revision der bis heute zur Verfügung stehenden Radiocarbondaten.

Daten von kurzlebigen Pflanzen oder Eierschalen von Landvögeln und generell Daten mit geringer Standardabweichung ( dies ist für das 13. Jahrhundert besonders wichtig wegen des Kalibrierungsplateaus) sprachen Wilmshurst et al. dabei höchste   Zuverlässigkeit zu und werden von den Autoren als Klasse 1 Daten bezeichnet. Ferner benutzen sie für diese Klasse nur Datenmaterial das in direktem Zusammenhang mit Kulturgütern oder Kulturfolgern (z. B. die pazifische Ratte Rattus exulans).

Ausgehend von Samoa und Tonga welche ca. 800 BC besiedelt wurden, konnten sie zeigen dass sich für Klasse 1 Daten eine sehr kurze Chronologie der Besiedelung ergab und zwar für alle Inseln einschließlich der entfernteren Inseln wie Rapa Nui und  Neuseeland. Zusammenfassend ergaben sich zwei Migrationsphasen für die Besiedelung Polynesiens:

Wilmshurst et al. 2011, fig.1
Eine erste Phase zu den Society Inseln und möglicherweise bis Gambier um ca. AD 1005 – 1121 (auf der Karte in orangener Färbung zu erkennen) und eine zweite Phase zu sämtlichen anderen Inseln Polynesiens um ca. AD 1200 – 1290  (auf der Karte in gelb gekennzeichnet). Diese Ergebnisse werden einen großen Einfluß auf zukünftige Untersuchungen der Besiedelungs- struktur Polynesiens haben.
Einige Chronologien konnten bestätigt werden (z.B. Neuseeland, Rapa Nui) andere jedoch zeigten erhebliche Abweichungen von der bis dahin vorherrschenden Vorstellung. So ergaben sich beispielsweise wesentlich spätere und kürzere Erstbesiedelungs-phasen für die Marquesas und die Hawaiianische Inselkette. Erstaunlich ist auch dass der Zeitpunkt für die Besiedelung der einzelnen Inseln im selben Zeitrahmen stattgefunden hat, selbst die von den Society Inseln am weitesten entfernten Inseln wie die Auckland Inseln, Hawaii und Rapa Nui wurden zum selben Zeitpunkt erreicht.
Nach dieser Feststellung diskutieren Wilmshust et al. mögliche Erklärungen für diese Besiedelungschronologie wie z. B. Bevölkerungswachstum, beabsichtige Erkundungszüge mit einhergehender technischen Innovation im Bootsbau. Aber auch  Umweltfaktoren werden als potentielle Ausläser angesprochen. Vulkanausbrüche sind im polynesischen Dreieck keine Seltenheit und man kenke nur an den großen Ausbruch von Kaharoa zu Beginn des 14. Jahrhunders in Neuseeland. Auch die extrem starke El Niño Phase im späten 12. bis frühen 13. Jahrhunderts könnte insbesondere für die Ausbreitungsrichtung von Bedeutung gewesen sein.
Abschließend sprechen die Autoren verschiedene Probleme an, die aufgrund der neuen Datenlage dringend eine neue Evaluation benötigen:
  • die Einfuhr von domestizierter Süßkartoffel
  • linguistische Probleme
  • die  Monumentalarchitektur
  • Gleichförmigkeit der kulturellen Güter
  • Einfluß dess Menschen auf das Ökosystem der jeweiligen Inseln

Diese Liste könnte noch erweitert werden mit Problemen der Genetik (vgl.. Brewis et al. 1995, Asia Pacific J Clin Nutr 4, 361-5) oder die Datierung von Felsbildern um nur einige zu nennen. Man kann nur hoffen, dass dieser Artikel zu neuer und erneuter Forschung anregt.

Alles in allem ein hervorragender Artikel, der ausgezeichnet darstellt, wie man mit Hilfe einfacher Mittel, hier die Re-Evaluierung von Radiocarbondaten ein stagnierendes Thema einen großen Schritt nach vorn bringen kann. Was mich persönlich überrascht hat, war die Tatsache, dass für fünf Inseln keinerlei Klasse 1 Daten existieren und mit Ausnahme von vielleicht Neuseeland zuverläßige Daten eher die Ausnahme denn die Regel darstellen.

Full citation of article: J M Wilmshurst, T L Hunt, C P Lipo, and A J Anderson, High-precision radiocarbon dating shows recent and rapid initial human colonization of East Polynesia, PNAS 108 (5), 2011, 1815-20.

Dieser Artikel ist online erhältlich durch die PNAS open access option.

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The Petrie Museum is with roughly 80,000 artefacts one of the finest museums on Egyptian and Sudanese archaeology. The initial collection was donated by the writer Amelia Edwards. Together with Sir William Flinders Petrie’s private collection, which he sold to the University College in 1913 it soon became one of the leading collections of Egyptian art outside of Egypt.

Hopefully they will move into a new building soon where the richness of their collection can be more appreciated than at their current home in the Darwin Building on the UCL campus.

Meanwhile enjoy a collection of memories from this year’s visit  here at my blog 🙂

Mit seinen über 80.ooo Sammlungsstücken ist das Petrie Museum in London eines der bedeutendsten Museen für ägyptische und sudanesische Archäologie außerhalb Ägyptens. Die ersten Stücke wurden von der Schriftstellerin Amelia Edwards an das University College in London gestiftet. 1913 hat dann Sir William Flinders Petrie seine umfangreiche Privatsammlung an das College verkauft. Zuerst nur für Forscher und zur Ausbildung von akademischen Nachwuchs gedacht ist das Museum heute öffentlich zugänglich. Es befindet sich nach wie vor auf dem Gelände des University Colleges (UCL) im sogenannten Darwin Building in Bloomsberry.

Ein größeres Museum ist in Planung, wird aber noch sicher dieses Jahr dauern. Dann jedenfalls wird die Sammlung über drei Stockwerke ausgestellt und kann so besser gewürdigt werden als in den bisherigen 2 Räumen und ein Treppenhaus 🙂

Wer sich bis dahin schon mal ein Bild der Objekte dort machen will kann auf meinem Blog nachschauen. Ich habe dort einige Erinnerungen von meinem diesjährigen Besuch im Petrie Museum online gestellt.

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He should know what he is talking about, since he not only co-edited a book about the excavations in Wadi Fayan toghether with the main author Bill Finlayson but is the project’s director.

Prof. Steven Mithen talked about  ‚Communal and monumental architecture at the origin of the Neolithic in the Near East: new evidence from Wadi Faynan, Southern Jordan‘ at the Humanities Institute of Ireland (HII) of the UCD . You can find the podcast here.

Prof. Steven Mithen spricht am HII des University College Dublins über ‚Kommunale und monumentale Architektur und der Beginn des Neolithikums im Nahen Osten: Neue Forschungnen aus Wadi Faynan, Südjordanien‘. Der Vortrag ist auf einem podcast zu hören.

Steven Mithen hat nicht nur in gemeinsamer Arbeit mit dem Ehepaar Finlayson ein Buch über die PPNA Siedlung Wadi Faynan herausgegeben, er ist auch der Projektleiter der langjährigen Ausgrabungen in Wadi Faynan. Der Podcast ist auf der HII Seite zu finden.

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Photo: Torwen Baus

 Wir haben unsere  diesjährigen Weihnachtsferien in Argentinien verbracht. Und obwohl es eine Familienreise war ist es mir doch gelungen zwei Museen und eine Felsbilderstation zu sehen. Ja, meine Familie ist schon zu bedauern. Das erste Museum, das wir besucht haben war in Mendoza und ich habe eine allgemeine Beschreibung des Museums in meinem anderen Blog http://torwen.blogspot.com/2011/01/museum-of-natural-history-and.html.
 
Die Kindermumie aus Aconcagua hat mich besonders fasziniert und deswegen werde ich in Kürze hier etwas ausführlicher über Inka Opfer in den Anden berichten.

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Heute gab es in unserem Kolloquium einen Vortrag von Prof. Küster von der Uni Hannover. Es ging ihm hauptsächlich darum die enge und  auch direkte Zusammenarbeit von Archäologen und Botanikern zu fördern oder zumindest ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln. Der Vortrag war einerseits sehr elementar, enthielt einen Humor dem ich nicht folgen konnte (ich finde es nie gut sich in einem Vortrag über andere lustig zu machen, schon gar nicht unter Verwendung von stereotypen Aussagen) hatte aber auch einige interessante Aspekte zu bieten.

Zum einen gefielen mir seine Aussagen zur Entstehung des „Nachhaltigkeitsbegriffes“ in der Forstwirtschaft.

Publius Cornelius Tacitus schrieb 98 n. Chr.  über das freie Germanien (Germania 5,1):  Terra, etsi aliquanto specie differt, in universum tamen aut silvis horrida aut paludibus foeda, humidior, qua Gallias, ventosior, qua Noricum ac Pannoniam aspicit; (Obwohl sich das Land nach seiner Erscheinung beträchtlich unterscheidet, ist es doch im allgemeinen entweder mit unwirtlichen Wäldern oder mit wüsten Sümpfen bedeckt;).

Seit dem 18. Jahrhundert wurde diese Aussage zunehmend als Grundlage benutzt eine Wiederaufforstung der Wälder Deutschlands durchzusetzen[1]

Friedrich Ludwig Jahn, der „Turnvater“ Jahn, forderte während der Freiheitskriege allen Ernstes, man möge einen Wald gegen die Franzosen pflanzen, damit sie sich darin verliefen – genauso wie 1800 Jahre früher die Römer in der Schlacht am Teutoburger Wald[2].

Aus dem Nicht-Wissen der fortschreitenden Entwicklung und ständigen Anpassung eines Waldes an das Klima und auch an die Kulturansprüche des Menschen heraus versucht man einen „Idealwald“ zu erschaffen und künstlich am Leben zu erhalten. Was wir jedoch bräuchten wäre ein „vernünftiger“ Wald. Wie dieser konkret geartet sein solle verschwieg Prof. Küster. Aber alleine für das Bewusstmachen dass auch die Natur in einer ständigen Entwicklung steckt bin ich ihm dankbar. Vielen Menschen fehlt diese Vorstellung und es wird daher versucht einen vermeintlichen „Idealzustand“ wieder herzustellen, den es aber in Wirklichkeit nie gab.

Ein zweiter sehr interessanter Punkt war die Tatsache dass sich Wälder, die sich in einer Kulturlandschaft des  Menschen befinden, nicht laut Textbuch weiterentwickeln. Am Beispiel der Verbreitung von Eichen und Buchen zeigte er, dass die Ausbreitung von Buchen stark mit aufgegebenen Siedlungen verknüpft ist und nicht nur vom Klima oder der Temperatur abhängt.

Küster 2001, Abb. 2

An diesem Diagramm sieht man deutlich dass die Ausbreitung der Buche auch bei Klimaschwankungen die mit mehreren Grad Temperaturunterschieden einhergehen ungehindert voranging. Entscheidend war die Art der Landwirtschaft. In Zeiten einer shifting cultivation[3] nahm die Eiche kontinuierlich ab, die Buche aber zu. Erst mit einer dauerhaften Bewirtschaftung und festen Siedlungsstandorten nahm die Buche wieder ab.

verändert nach Küster 1999, Abb. 4

Ich könnte mir dies so erklären, dass für den Hausbau und als Brennstoff in prähistorischen Zeiten die Eichenwälder stark dezimiert wurden. Dadurch konnte sich die Buche dort besser ausbreiten, wo die gerbsäurebildende Eiche fehlte. Denn durch die Gerbsäure verhindert die Eiche das Wachstum von Konkurrenz.

Ab der LaTène-Zeit nahm der Bedarf an Buche zu, da diese die höchste Temperatur unter den  Holzkohlen liefert und für Glashütten aber auch für die härter gebrannte Keramik eine solch hohe Temperatur benötigt wird. Damit könnte der Rückgang der Buchenwälder zu erklären sein. Zusätzlich wurden aufgrund des festen Standortes der Siedlungen der Wald als Weidefläche benutzt wurde und deshalb vielleicht der Eichenbestand wieder gefördert wurde, man denke nur an die Schweinemast.

Ein dritter mir bis dahin nicht bekannter Punkt war die Tatsache dass Mohn aus dem westlichen Mittelmeerraum stammt und die Verbreitung die er in der Linearbandkeramik hatte durch Transfer in das Rhein-Meuse Gebiet kam. Als Zwischenglied wird hier die La Hoguette Kultur genannt, die genau zwischen Ursprungsgebiet und LBK Fundorten liegt, auch wenn dort noch kein Mohnsamen selbst gefunden wurde[4] was aber durchaus eine Forschungslücke sein kann, da Mohnsamen aufgrund seiner geringen Größe sehr schwer zu entdecken ist.

Alles in allem ein doch sehr lohnender Vortrag, auch wenn Prof. Küster durchaus etwas mehr Grundwissen in der Archäobotanik voraussetzen dürfte. Ganz so ignorant sind wir Archäologen doch auch wieder nicht.


[1] s. Küster, H. 1998. Geschichte des Waldes. Von der Urzeit bis zur Gegenwart, München.

[2] Küster, H. 2001. Auch der Wald hat seine Geschichte, Der deutsche Wald, 2001. (online: http://www.buergerimstaat.de/1_01/wald02.htm)

[4]  Bakels, C.C. Fruits and seeds from the Linearbandkeramik settlement at Meindling, Germany, with special reference to Papaver somniferum, Analecta Praehistorica Leidensia 25, 55-68.

Abbildungsnachweise:

Küster, H. 2001. Auch der Wald hat seine Geschichte, Der deutsche Wald, 2001, Abb. 2 (online: http://www.buergerimstaat.de/1_01/wald02.htm).

Küster, H. 1999. Naturschutz und Ökologie – Bewahren des Wandels, Biologen heute 5/99, 1999,  Abb. 4 (online: http://intranet.lsg.musin.de/biologie/Artikel/Biologie/B-%C3%96kologie/Biologen%20-%20Naturschutz%20und%20%C3%96kologie/naturschutz_und_%C3%B6kologie.htm).

 

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Die Michelsberger Kultur ist eine mitteleuropäische Kulturepoche und wurde nach dem Fundort Michelsberg auf dem Michaelsberg in der Nähe von Bruchsal benannt (das ist gar nicht weit von meinem Geburtsort entfernt ). Hauptkennzeichen sind ihre Erdwerke (z. B. das in Calden)

Raetzel-Fabian 1999, Abb. 3

und ihre fehlenden Friedhöfe die man von anderen neolithischen Kulturen in diesem Raum gewohnt ist.

Die Ausstellung findet im Karlsruher Landesmuseum im Schloss statt und ist vom 20.11. bis 15.05.2011 zu sehen. Sie wird von zahlreichen Vorträgen und Workshops begleitet und wer in der Nähe ist sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Ich werde nochmals darüber berichten nachdem ich dort war.  Webpage des Landesmuseums:

http://www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sonderausstellungen/Rueckblick/2011/Jungsteinzeit_im_Umbruch.htm

 

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